Haarausfall: Einleitung und Inhalt
Haare sind eine der Lösungen, die die Evolution für das Problem der Thermoisolation bei Warmblütern gefunden hat (Federn sind die andere). Haare gehören zu den typischen Merkmalen von Säugetieren – und sie sind extrem wichtig für das Überleben vieler Arten.
Nicht so beim Menschen: Wir haben Möglichkeiten gefunden, uns warm bzw. kühl zu halten, die die Ganzkörperbehaarung (auch ein Paradies für Parasiten!) überflüssig gemacht haben. Trotzdem hat Haar auch für den Menschen keineswegs an Bedeutung eingebüßt. Auch wenn weder Haarverluste noch übermäßiges Haarwachstum das Überleben eines Menschen in irgendeiner Weise bedrohen, wurde die biologische Funktion des Haares durch eine fast ebenso wichtige soziale und kulturelle Funktion ersetzt. Haar an den richtigen – und Haarlosigkeit an den richtigen anderen – Stellen wird ganz offenbar sogar immer wichtiger, je gesicherter unser Überleben ist und je müheloser wir unsere unmittelbaren körperlichen Bedürfnisse erfüllen können ... “Die psychologische Bedeutung, die Haar für den Menschen besitzt, steht im umgekehrten Verhältnis zu seiner physiologischen Funktion,“ bemerkte der Zoologe und Dermatologe Francis John Ebling 1976 lakonisch.
Haarwuchsstörungen wie die Körperbehaarung nach männlichem Muster bei Frauen (Hirsutismus), der (nicht nur bei Männern auftretende) Verlust von Teilen des Kopfhaars (androgenetische Alopezie) und der geschlechtsunabhängig auftretende Haarverlust infolge einer Autoimmunerkrankung (Alopecia areata) – um nur die häufigsten zu nennen – können zur Quelle erheblicher psychologischer Leiden werden.
Während Glatze und Geheimratsecken bis ins zweite Drittel des 20. Jahrhunderts etwas waren, mit dem man(n) sich eben weitgehend arrangieren musste, gibt es mittlerweile Behandlungsmethoden, deren Erfolgsraten deutlich über denen des klassischen Einreibens mit ineffizienten Tinkturen liegen.
Auf diesen Seiten möchten wir allen Interessierten einen Überblick über die verschiedenen Ursachen von Haarverlust geben – und natürlich alle aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung, von alternativmedizinischen Ansätzen und Nahrungsergänzungsmitteln über Medikamente bis zu den verschiedenen modernen Methoden der Haartransplantation, im Detail erläutern.
Inhaltsverzeichnis
1. Geschichte der Mittel gegen Haarverlust
1.1 Krokodilsfett und Beschwörungen – Auffassungen der frühen Hochkulturen
1.2 Scharfe Beobachtungen und ausphantasierte Rezepte
1.3 Ursachensuche im 19. und frühen 20. Jahrhundert
1.4 Hilflose Wissenschaft, schamlose Quacksalberei
1.5 Moderne Technik – im Dienste des Haarwuchses?
1.6 Wissenschaftlich getestet – eine Lektion aus der jüngeren Vergangenheit
1.7 Haar-Meilensteine des 20. Jahrhunderts
1.7.1 Haartransplantationen – von den ersten Versuchen zur ausgereiften Technik
1897: Das erste naive Experiment
1939: Dr. Okuda wird fast übersehen
1952-59: Dr. Orentreich geht es beinahe genauso
Ab 1980: Bemühungen um ein natürlicheres Behandlungsergebnis
1.7.2 Minoxidil: Das erste wirksame Haarwuchsmittel der evidenzbasierten Medizin
1.7.3 Finasterid
2. Haare - eine Wissenschaft für sich
3. Formen und Ursachen von Haarverlust
3.1 Alopezie und Effluvium: Am Anfang eine Begriffsklärung
3.2 Androgenbedingter Haarverlust
3.2.1 Symptome der androgenetischen Alopezie
3.2.2 Was sind die Ursachen des androgenbedingten Haarverlusts?
3.2.3 Was passiert bei der androgenetischen Alopezie?
3.2.4 Können auch Frauen androgenetische Alopezie bekommen?
3.2.5 Behandlung von androgenetischem Haarverlust
3.3.1 Wie häufig ist Alopecia areata?
3.3.2 Was sind die Ursachen der Alopecia areata?
3.3.3 Lässt sich Alopecia areata behandeln?
3.4.1 Diffuser Haarausfall durch Medikamente
3.4.2 Diffuser Haarausfall durch Hormonschwankungen
3.4.3 Diffuser Haarausfall durch Schilddrüsenerkrankungen
3.5 Vernarbende Alopezien: Lichen, Lupus, Tinea capitis, Traktionsalopezie
4. Wie wird Haarausfall diagnostiziert?
4.1 Haartagebuch/Haarkalender
4.2 Haarwaschtest
4.3 Haarziehtest, Zupftest, Epilationstest
4.4 Trichogramm
4.5 Digitaler Haarscan (Trichoscan)
4.7 Blutuntersuchungen
4.8 Toxikologische Untersuchungen, Haaranalyse
5. Therapien gegen Haarverlust
5.1 Etablierte, nachweislich wirksame Therapien
Minoxidil – für wen ist es geeignet?
Anwendung von Minoxidil
Wirkungsweise von Minoxidil
"Shedding" im Zusammenhang mit Minoxidil
Nebenwirkungen von Minoxidil
Finasterid: Für wen ist es geeignet?
Anwendung von Finasterid
Wirkmechanismus und Wirksamkeit von Finasterid gegen Haarausfall
Nebenwirkungen von Finasterid
5.1.4 Plättchenreiches Plasma (PRP)
5.1.6 Antiandrogene bei weiblichem androgenetischem Haarverlust
5.1.7 Scalp Cooling verringert Chemotherapie-bedingten Haarausfall
5.2 Etablierte, aber wenig wirksame Therapien
5.2.1 Tretinoin: Zweifelhafter Nutzen
5.2.2 17-α-Estradiol: Wenig untersucht und sehr wahrscheinlich auch wenig wirksam
6.1 Donor-Dominanz
6.2 Methoden der Haartransplantation
6.2.1 Der Punch-Graft nach Okuda und Orentreich
6.2.2 Strip-Graft (Streifenentnahme) plus Transplantation von Mini-/Micrografts
6.2.3 Die FUT-Technik: Strip-Graft plus Transplantation follikulärer Einheiten
6.3 Allgemeiner Ablauf einer Haartransplantation
6.3.3 Abschluss
6.3.4 In den nächsten Tagen
6.3.5 Wieviele follikuläre Einheiten können in einer „Sitzung“ transplantiert werden und wie lange dauert das?
6.4 Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen von Haartransplantationen
6.5 Haartransplantationen vorausschauend planen
6.6 Haartransplantationsmathematik